Nun ist sie also vorbei, meine langersehnte und langgeplante Reise nach Schwedisch-Lappland und an den Wintermarkt in Jokkmokk.
Diese Rundreise ist sicherlich nicht für jedermann, denn wir legten mit dem Auto rund 1300 Kilometer auf schnee- und eisbedeckten Strassen zurück. Wir hatten während der Reise Wetterglück, es schneite fast nie und an den Fahrtagen hatten wir immer gute Sicht.
Madeleine Beutler
Freelancerin bei ReiseloungeMadeleines Mutter verbrachte als Jugendliche ein Jahr als landwirtschaftliche Helferin bei einem Bauern in Brötjemark. Klar wuchsen Madeleine und ihre Geschwister mit allerlei Geschichten über Småland auf. So war es kein Wunder, dass sie ihre erste Interrailreise nach Schweden führte. Seither verbringt Madeleine fast jeden Urlaub in Skandinavien. Sie liebt es vor allem, im Sommer mit einem Kaffee an einem einsamen varmländischen See zu sitzen, im Februar mit den Schneeschuhen durchs lappländische Winterwunderland zu stapfen und im Frühling gemütlich durch Kopenhagen zu schlendern - Entspannung pur in Skandinavien.
Anreise von Genf nach Kittilä
Ich schätzte den separaten Check-in Schalter von Kontiki am Flughafen in Genf sehr, so konnten wir rasch einchecken und umgingen die langen Warteschlangen. Wie jedes Mal war der Flug nach Kittilä sehr angenehm und das Essen einfach ausgezeichnet.
Mietauto Europcar
Auf dem Parkplatz vor dem Flughafen wartete bereits das Auto mit geputzten Scheiben, Sitz-und Steuerradheizung auf uns. Ein Mitarbeiter nahm sorgfältig jeden kleinen Kratzer unseres SUV – Opel Grandland X - auf. Das Auto war sehr angenehm zu fahren und die Räder dank Spikes auf den schneebedeckten Strassen griffig. Ein grosses Dankeschön geht an den Erfinder der Sitzheizung, wir hatten nie wärmer als -25°C und so konnten wir uns jeweils wieder schnell aufwärmen.
Auch die Rückgabe verlief ohne Probleme. Kaum hatten wir den Wagen abgestellt, kam ein Angestellter zum Auto und überprüfte es auf neue Kratzer und Steinschläge.
Ein bekanntes Phänomen im Winter ist der sogenannte "snörök"- der Schneerauch. Wenn es etwas geschneit hat – auch nur wenige Zentimeter – dann ist dieser Schnee wie Puder. Kreuzt man ein anderes Fahrzeug, fährt man in eine Schneewolke hinein und sieht keinen Meter mehr. Daher rate ich jedem, abzubremsen und im Schritttempo zu kreuzen.
Mit schwarzen Plastiksäcken an Schneestecken weisen die lokalen Samifamilien auf ihre Rentierherden hin, die sich in dieser Gegend herumtreiben. Auch hier ist Vorsicht geboten.
Levi
Wir übernachteten im Hotel Break Sokos. Die Zimmer sind nordisch-gemütlich eingerichtet und die Betten sehr bequem. In der Einstellhalle verbrachte unser Auto eine eisfreie Nacht. Das Abendessen nahmen wir im Levin Panimo & Pub ein. Die Bedienung war freundlich, das lokale Essen sehr gut und die Atmosphäre gemütlich. Wir erlernten sogar einige Wörter finnisch.
Brändön Lodge, Luleå
Die Lodge liegt ausserordentlich schön und ruhig am Meer vor den Luleåschären und war dank unseres Navi problemlos zu finden. Der Empfang in der Lodge war ausserordentlich freundlich. Wir haben beide Abendessen in der Lodge eingenommen und ausgesprochen gut gegessen. Definitiv die besten Mahlzeiten der ganzen Reise, alles frisch und mit Liebe gekocht. Am ersten Abend gab‘s Lachs und Kartoffelstock mit Gemüse, davor Suppe, Salat, danach Dessert. Am zweiten Abend stand Rindsfilet mit Gratin und Gemüse auf der Speisekarte. Auch das Frühstücksbuffet mit vielen selbstgemachten Leckereien überzeugte.
Die Sauna am See kann gegen einen kleinen Beitrag privat gemietet werden, ein Besuch lohnt sich sehr.
Winter Skill
Nach einer kurzen Schneeschuhtour durch den Wald versuchten wir mit Holz, Spänen, Feuerstein und einem Messer, Feuer zu entfachen und Wasser zu kochen. Es gelang uns sehr gut, wir sind definitiv Wildnis tauglich. Und für alle Fälle hatten wir als gut vorbereitete Schweizerinnen Zündhölzer, Taschenmesser und heissen Tee im Rucksack. Nach dem Marsch zurück kochte unser Guide im Tipi Rentiergeschnetzeltes mit Kartoffeln und Gemüse – ein typisch lappländisches Essen.
Gammelstadt Luleå
Gammelstadt Luleå
Mit einer geführten Tour besichtigten wir die alte Kirchenstadt von Luleå und die lutherianische Kirche. In früheren Zeiten war die Anreise zu den Gottesdiensten lang und mühsam und so übernachteten die Kirchgänger in einfachen Hütten vor dem Gotteshaus. Es war eine gute Gelegenheit, sich auszutauschen und andere Menschen kennen zu lernen. Ein sehr empfehlenswerter Ausflug, auf dem man sehr viel Wissenswertes über die alten Zeiten erfährt. Die Führerin Linda war fantastisch. Sie sprach sogar deutsch und gab sich viel Mühe. Die 80 SEK waren wirklich ein sehr günstiger Preis für die Führung und wir belohnten sie mit einem guten Trinkgeld. Falls ihr diesen Ausflug mal machen wollt, fragt unbedingt nach ihr.
Arvidsjaur
Arvidsjaur ist das Zentrum der Testfahrer der verschiedenen europäischen Autohersteller. Unser Opel fühlte sich neben all den luxuriösen SUV’s mit Tarnfarben etwas underdressed. Wir übernachteten im Hotel Laponia, einem Gruppenhotel. Es war für unseren kurzen Aufenthalt völlig akzeptabel. Beide Abendessen nahmen wir im Hotel ein. Nebst den obligatorischen Fleischmenus fanden sich auf der Speisekarte auch zwei vegetarische Menus – in dieser Gegend eine Seltenheit.
Sandsjögården
Einfach schnell mal 250 km fahren, um einen Campingplatz mit Hunden zu besuchen, das macht man nur, wenn das Ziel Sandsjögården heisst. Wir wurden sehr herzlich von den Schweizer Auswanderern Caroline und Daniel Schafer aufgenommen. Sie erzählten lebendig und mit vielen Anekdoten von ihrem Leben in Schweden, von der Begleitung durchs Schweizer Fernsehen und von ihren Hunden. Wir waren die einzigen Gäste. Die Stugas waren zwar voll belegt, aber vor allem durch Musher, welche hier ihre Hunde trainierten. Caro kochte sehr lecker, Elch mit Pasta und Gemüse. Nach dem Essen besichtigten wir die Hundeanlage und machten eine kleine Hundeschlittentour auf einer Wiese. Es war aber so kalt, dass sogar die Hunde froren, und so brachen wir nach einer Runde ab. Sie gehen sehr rücksichtsvoll mit ihren Tieren um. Deshalb sind sie in Hütten untergebracht, welche auf 5° temperiert sind. Sie bieten keine Hundeschlittentouren für Touristen an, dafür gibt es genügend Anbieter. Nach Kaffee und Kuchen reisten wir zurück nach Arvidsjaur. Ich kann das Restaurant und die Anlage aus vollstem Herzen empfehlen. Schafers sind sehr freundlich und entgegenkommend.
Wintermarkt Jokkmokk
Bereits um 06:00 Uhr fuhren wir ab Arvidsjaur los. Wegen leichten Schneefalls in der Nacht vorher erlebten wir das Phänomen vom "snörök" dauernd und waren entsprechend vorsichtig unterwegs. Pünktlich um 09:00 Uhr sassen wir in der neuen Kirche und erlebten den Sami-Gottesdienst mit. Ein eindrückliches Erlebnis, die Predigt wurde in verschiedenen Sami-Dialekten abgehalten und Schulkinder sangen fröhliche Lieder. Wer auch einen Gottesdienst miterleben will: Kollekte bereithalten, diese wird mit dem Klingelbeutel einkassiert.
Anschliessend verbrachten wir den Tag auf dem Markt. Es hatte viele Besucher, trotzdem herrscht kein Gedränge. An vielen Ständen wurden lokale Erzeugnisse verkauft: Rentierfelle, Schuhe und Mützen aus Rentier- und Fuchsfellen, geschnitzte Tassen, Werkzeug, Besteck aus Horn, gewobene Decken und vieles mehr. Der Wintermarkt in Jokkmokk findet seit über 400 Jahren statt und ist ein Treffpunkt der verschiedenen Samifamilien, die zum Teil von weit her anreisen.
Was wirklich speziell und sehenswert ist, sind die Künstler, die in der Schule ihre traditionellen Handwerke präsentieren, sie schnitzen, nähen, und stellen Silberarbeiten her. All diese Sachen kann man dann auch am Markt kaufen. Das nenn ich definitiv: made in Sweden! Eindrücklich die Werkausstellung der Oberschüler.
Zwischendurch wärmten wir uns immer wieder im Kirchgemeindehaus auf, tranken literweise Kaffee und ernährten uns von Kuchen. In der Schule, der Kirche, in den Cafés und im Forsamlingshus befinden sich warme WC-Anlagen, man muss also keine eiskalten ToiToi benützen.
Besonders spektakulär war das Rentierrennen am Nachmittag. Mit Gejohle trieben die jungen Männer die den Schlitten vorgespannten Rentiere um die Rennbahn. Mit halsbrecherischen Stunts rasten sie um die Kurven und erkoren im K.O. Modus den Sieger.
Icehotel, Jukkasjärvi
Nichts und niemand hätten mich dazu gebracht, auf einem Eisblock zu liegen, auch nicht mit Daunenschlafsack und Rentierfellen. Deshalb entschieden wir uns für das warme Zimmer. Es war grosszügig und gemütlich eingerichtet und die offene Dusche lieferte viel heisses Wasser. Das Frühstück war ausgesprochen abwechslungsreich und grosszügig. Die Hotelgäste, welche in den warmen Zimmern übernachten, können täglich um 12.00 und 16.00 das Icehotel besichtigen. Die Icebar ist immer offen, hier wird man von jungen, freundlichen und kompetenten Leuten bedient.
Minenbesichtigung Kiruna
An unseren zweitletzten Tag profitierten wir von einer Führung durch die grösste Mine Kirunas. Mit einem Bus wird man ins Besucherzentrum geführt. Danach findet die informative und ausführliche Tour statt. Man lernt, wie das Eisenerz abgebaut und transportiert wird. Ein wichtiges Thema ist die Verschiebung der Stadt Kiruna. Da der Abbau des Erzes immer näher an die Stadt rückt, wird diese schon zum zweiten Mal um einige Kilometer verschoben.
Restaurant Homestead, Jukkasjärvi
Im Restaurant Homestead, welches 1 km vom Icehotel entfernt liegt, genossen wir unser letztes Abendessen in Schweden. Das Essen war sehr gut gekocht, jedoch wie fast überall in Schweden sehr fleischlastig. Als Alternative zum Fleisch konnte man auch Forelle wählen. Alles war frisch gekocht und die Saucen sehr lecker. Zu Fuss sind es etwa 15 Minuten zum Restaurant, aber das Icehotel bringt gehbehinderte Personen auch mit dem Bus hin.
Kaum aus dem Restaurant knipste der Himmel seine Lichter an und wir erlebten eine Stunde lang ein wundervolles, prächtiges Nordlicht. Die Sicht vom zugefrorenen Fluss Torneälv aus war phantastisch, immer wieder von neuem waberten die Schleier hoch zum Himmel, schlugen Bogen und Kurven und verzauberten uns, so dass wir die Kälte kaum mehr spürten. Was für ein Schlussbouquet dieser an Überraschungen nicht armen Woche.
Meine Erwartungen an diese Reise wurden voll und ganz erfüllt mehr noch: übertroffen! Wir erlebten von A-Z eine wunderbare Woche voller Erlebnisse. Und ganz besonders schätzten wir die wollenen Kontiki-Mützen, welche während den kalten Temperaturen für warme Ohren sorgten.