ISLAND

Ein Winter in Island

Den Winter auf der Vulkaninsel verbringen? Ist es nicht einsam, dunkel, ungemütlich?

Ja, aber vor allem macht sich Ruhe breit – und das hautnahe Erleben dieser Jahreszeit entpuppt sich als Privileg.


    Wintertipps für Island

    • BADEHOSE griffbereit halten. In fast jedem Dorf gibt es ein Schwimmbad mit heissem Quellwasser. Egal wie das Wetter ist, es ist Badewetter. 
    • Nach dem Bad richtig durchgewärmt ein EIS essen. Egal welche Jahreszeit, in Island wird Eis gegessen.
    • Sich an SILVESTER an einem der zahlreichen Lagerfeuer mit den Einheimischen über das Jetzt unterhalten.

    Aline Vocat

    Product Managerin Island, Färöer Inseln und Grönland

    Schon als kleines Kind, wollte Aline nach Island. Das erste Mal erfüllte sie sich ihren Traum im Februar 2015 und war begeistert. Weite Schneelandschaften und die tanzenden Nordlichter – genau so, wie sie es sich immer ausgemalt hatte. Seither gab es für sie kein Halten mehr und sie reiste 1-2 Mal pro Jahr in ihre absolute Traumdestination. Im Oktober 2016 entschied sie sich, auch ihren Job Island zu widmen. 2019 war sie das erste Mal während den Sommermonaten in Island: Die Fahrt nach Landmannalaugar war unglaublich eindrücklich und sie genoss die Natur bei vielen Fotopausen.

    November

    Nach dreieinhalb Stunden Flug wird die Sicht auf die Insel im tiefblauen Meer frei. Den Elementen ausgeliefert liegt sie da. An den Naturgewalten kommt man besonders im Winter auf Island nicht vorbei. Wer sich auf die Insel aus Feuer und Eis im Winter einlässt, lässt sich auf das Abenteuer Natur ein. In der grenzenlosen Weite des Nordatlantiks erfahre ich meine menschliche Begrenztheit, geniesse den kalten Wind im Gesicht, die Schneeflocken auf der Haut, die Macht des Sturms, den Blick in die Weite, die Stille und die ersten Nordlichter. In dieser Jahreszeit wärme ich mich nach einem Spaziergang draussen am liebsten im warmen Quellwasser.

    Dezember

    Treffen zum Weihnachtsessen in einem der exzellenten Restaurants Reykjavíks, Konzerte im Kongresshaus Harpa, je kürzer die Tage, desto geselliger. Die Isländer mögen auf den ersten Blick raubeinig und wortkarg wirken. Wer sie näher kennenlernt, stösst hinter der herben Fassade auf Charme, Herz, Witz und Verbindlichkeit.

    An Silvester fahren wir mit Freunden im Super Jeep auf den Hausberg. Die Wetterprognose für diese Nacht steht seit Tagen auf Sturm. Es bleibt uns nichts anderes als in den Jeep zu flüchten und hier den Sekt zu entkorken – während vor den Autofenstern der Wind das alte Jahr wegbläst und am Himmel über Reykjavík kilometerweit die privaten Feuerwerke zucken.

    Januar

    Die ersten Sonnenstrahlen im Wohnzimmer! Eine Stunde lang wandere ich auf einem Stuhl sitzend dem Sonnstrahl nach, fixiert auf das warme Licht am Horizont. Es ist Ende Januar. Die Isländer feiern das mit dem Opferfest Thorrablót – einem Relikt aus der Wikingerzeit. Im 19. Jahrhundert wurde es wieder zum Leben erweckt, heute hat es seinen festen Platz im Festtagskalender. Man geht zurück in sein Heimatdorf, wo in Gemeindezentren und Mehrzweckhallen üppig aufgetischt wird. Und zwar jene Speisen, die früher das Überleben im Winter sicherten: Geräuchertes, Gepökeltes, in Sauermilch Eingelegtes. Entsprechend deftig präsentiert sich das Buffet mit fermentiertem Hai, geräuchertem Lamm, Leber- und Blutwurst.

    Februar

    Es hat geschneit, und wie. Reykjavík ist lahmgelegt. Die wenigen Räumungsfahrzeuge werden den Schneemassen nicht Herr. So ruht die Stadt und die ganze Insel. Die Isländer sind die Ruhe selbst und freuen sich über die seltene weisse Winterpracht. Denn in der Hauptstadt ist so viel Schnee eine Ausnahme. Hier auf dem 65. nördlichen Breitengrad sorgt der Golfstrom üblicherweise für milde Temperaturen, im Winter mit jenen in der Schweiz vergleichbar. Ich nutze den unverhofften Neuschnee für Skitouren auf Vulkanen und Gletschern nahe der Stadt.

    März

    Aufbruch! Bereits sind die Tage länger als in der Schweiz. Der Winter in Island ist auch Quelle der Inspiration für kreative Gemüter. Jetzt, im Handarbeitsmonat März, werden die Erzeugnisse der vergangenen Monate ausgestellt und verkauft. Ende März, wenn der Ausblick auf den Sommer dominiert, wartet man in Island auf den Goldregenpfeifer, der den Frühling verkündet. Wenn die Zugvögel in Scharen einfliegen, weiss man: Es ist ein Privileg, Island im Winter zu erleben. Es ist die Zeit, in der die Insel ruhig aber nie einsam ist und die Sonne mit ihren kurzen, magischen Auftritten die wilde Natur in ein zauberhaftes Licht taucht.


    Weihnachten auf Isländisch

    «Es war wie Heimkommen», sagt Kontiki-Kundin Catja Winzenried über ihre Weihnachtstage in Siglufjörður an Islands Nordküste.

    Schon als ich die Insel vom Flugzeug aus sah, machte sich dieses Gefühl in mir breit. Es ist das Gefühl, wenn man wieder dort ankommt, wo Herz und Geist hingehören. Es war kurz vor Weihnachten 2016. Mein Mann, meine Freundin und bewährte Reisepartnerin und ich freuten uns auf die Festtage im Norden Islands. Ich wollte Weihnachten auf meine Art feiern – in Ruhe, still, zurückgezogen. Siglufjörður, das herzige Fischerdorf mit den bunten Häuschen an der Nordküste, wurde sofort zu unserem zweiten Zuhause. Dort wohnte auch unser Reiseleiter Beda Mörgeli, ein ausgewanderter Schweizer. Vielleicht empfand ich es deshalb als ein Heimkommen. Beda kannte alles und alle. Ähnlich erging es uns mit dem Hotel Sigló direkt am Wasser: Das war so schön und einladend gemütlich. Wir durften gleich nach unserer Ankunft den Christbaum schmücken und bekamen zur Belohnung eine wunderbare Suppe. An Heiligenabend zogen wir uns schick an und besuchten den Weihnachtsgottesdienst in der Dorfkirche. Vorne leuchtete ein riesiger Christbaum und strahlte auf die unzähligen Familien – vom Baby bis zur Urgrossmutter waren alle dabei und sahen aus wie «aus dem Truckli». Ein gemischter Chor sang und während der Pfarrer sprach, robbten die Kleinsten auf dem Boden und niemand störte sich daran. Natürlich haben wir kaum etwas verstanden, aber diese freudige, feierliche Stimmung erfasste uns – und «Stille Nacht» ist einfach «Stille Nacht», in jeder Sprache.

     

    Die Messe klang noch in uns nach, als wir im Hotel ein mehrgängiges Weihnachtsmenü genossen. In diesen Tagen hatten wir viel Zeit für uns. Es wurde spät hell und früh dunkel, das passte perfekt. Das blaue Dämmerlicht umschloss uns wie ein Mantel. Endlich Zeit zum Reden, Spielen, Saunieren, Lesen. Aber nicht nur. Beda erfüllte unseren Wunsch und nahm uns mit zu den Islandpferden. Er organisierte eine Schneeschuhtour, zeigte uns die weihnachtliche Stadt Akureyri, die isländischen Schafe, die berühmte Bäckerei Aðalbakarí und führte uns ins warme Bad im Mývatn.

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